Tankstelle der Familie Hesping geht an neuen Besitzer über

„Volltanken bitte!“ Selbstbedienung gab es 1957 noch nicht. Josef Hesping betankt hier einen Audi. „R84“ war damals die Nummer für den Kreis Steinfurt, noch in weißer Schrift auf schwarzem Grund.

Seit 60 Jahren „Bitte volltanken!“

Die Tankstelle der Familie Hesping in St. Arnold geht an einen neuen Besitzer über. Wir erinnern aus diesem Anlass an die Anfänge im Jahr 1957.
Die Q1-Tankstelle an der Emsdettener Straße in St. Arnold erhält nach 60 Jahren einen neuen Besitzer. Brigitte und Robert Dropmann gehen in den Ruhestand. Die Familie Charif („Reifen Charif“) aus Neuenkirchen eröffnet nach einer kurzen Umbauphase am 24. Mai die neu gestaltete Tankstelle. Wer erinnert sich noch an die Anfänge mit Mathilde und Josef Hesping, im „Niemandsland“ zwischen Neuenkirchen und St. Arnold?

„Das haben sie gut gemacht"

„Am Anfang hat man meine Eltern belächelt“, erinnert sich Brigitte Dropmann, geborene Hesping, dass sie an dieser Stelle eine Tankstelle eröffnen wollten. Ihre Eltern Mathilde und Josef Hesping machten es im Jahre 1957 trotzdem. „Mitten zwischen Neuenkirchen und St. Arnold kann man mit einer Tankstelle doch kein Geld verdienen“, sagten die Bewohner der Orte. Erst recht nicht, wenn die Straße noch nicht richtig ausgebaut und auch der Ortsteil St. Arnold wenig bebaut war. Andererseits waren der Arbeitseifer und die Hilfsbereitschaft von Mathilde und Josef Hesping weit über die Grenzen bekannt. Auch gab es durch die Familie immer die notwendige Unterstützung. Heute, nach über 60 Jahren, würde man schlicht und einfach sagen: „Das haben sie gut gemacht.“
Den ersten Baustein zur Tankstelle legte schon der Opa, August Hesping. Ab dem 18. Juli 1954 stand im Torfschuppen hinter dem Haus ein 200-Liter-Fass mit Benzin. Das war der Anfang, und schon drei Jahre später eröffnete Sohn Josef eine „Avia“-Tankstelle.
Ein Liter Benzin kostete damals 65,3 Pfennige. Im Jahre 1970 ging der Benzinpreis auf 55 Pfennig zurück und kletterte 1980 auf 1,03 D-Mark. Mit dem Euro wurde es wieder teurer, ein Liter Benzin kostete 1,03 Euro.
Das Wort „Selbstbedienung“ kannte man damals an Tankstellen noch nicht. Beim Tanken prüfte der Tankwart auch Öl, Luft und Wasser. Die Preise an der Tanksäule wurden höchstens einmal im Monat verändert, heute bis zu zehn Mal täglich. Die Fahrzeuge, die zum Tanken kamen, passierten in der Einfahrt einen Klingelschlauch und die Hespings wussten beim Klingelton, dass Kundschaft da war.
Was kamen denn nun für Autos zum Tanken? Es waren vor allem VW-Käfer, BMW-Isetta, Janus, Loyd und viele Motorräder. Den Loyd gab es damals als Zwei- und Viertakter. Beim Zweitakter wurde Öl und Benzin in der Kanne gemischt und dann eingefüllt. Fahrrad- und Autoersatzteile wurden von Josef Hespings Schwester Käthe mit dem Zug aus Rheine geholt. Jeden Samstag war Waschtag. Bis zu 40 Autos wurden per Hand von innen und außen gereinigt. Das schönste war hinterher der Kaffee und das Stück Kuchen bei Mathilde Hesping.

Fontäne aus der Zapfsäule

Auch Kurioses passierte in den 60 Jahren bei Hesping. Ein Kunde vergaß, den Dieselzapfschlauch aus dem Stutzen zu nehmen. Er fuhr los und der Diesel schoss wie eine Fontäne aus der Zapfsäule.
Früher war es üblich, dass mit Gas gefüllten Ballons „geschossen“ wurde. Der stets hilfsbereite Josef Hesping füllte wieder einmal die Ballons mit Gas, dann ein riesiger Knall – und im Wohnhaus war keine einzige Scheibe mehr im Rahmen. Die Pointe kam aber erst am nächsten Tag, als eine Bekannte süffisant fragte: „Hat Mathilde die Fenster geputzt, es sieht alles so sauber aus.“
Bis 1995 waren Josef und Mathilde Hesping Betreiber der Tankstelle. Robert und Brigitte Dropmann übernahmen dann die Tankstelle. Dabei sah die Lebensplanung von Robert Dropmann ganz anders aus. Er erlernte den Beruf des Radio- und Fernsehtechnikers. Dann aber zeichnete die Liebe von heute auf morgen einen anderen Weg. Der Schwiegervater erkrankte und Dropmann machte 1988/89 eine Umschulung zum Kfz-Mechaniker. Im Jahre 1992 folgte dann die Meisterprüfung.

Und jetzt ist Schluss. Die Familie Charif übernimmt und gestaltet die Tankstelle neu. Aber sie funktioniert noch immer, auch nach 60 Jahren – im Niemandsland zwischen Neuenkirchen und St. Arnold.

Quelle.MV-Online

 

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